Die CDU stellt eine Entwicklungsstudie für das Liniennetz vor. Der Metropol-Express soll das Umland mit der Hauptstadt verbinden.

Überfüllte Züge von und nach Berlin, zu geringe Taktzeiten und mehrfaches Umsteigen. Der Regionalverkehr Berlin-Brandenburg ist zunehmend mangelhaft. Zu diesem Schluss kommt eine am Dienstag vorgestellte Studie im Auftrag der CDU-Landtagsfraktion in Potsdam. Die Verfasser machen konkrete Vorschläge für eine Verbesserung – durch ein neues Liniennetz. Damit lasse sich die Fahrtzeit ins Berliner Zentrum von 160 Brandenburger Bahnhöfen verkürzen. 233 statt bislang 164 Bahnhöfe erhielten direkte Züge in die Hauptstadt, 84 statt bisher 31 Züge führen direkt nach Potsdam.

Nach Ansicht der Experten ist es möglich, alle Städte in Brandenburg unter 30 Minuten, 60 Minuten und 90 Minuten Fahrtzeit an das Berliner Zen­trum anzubinden, ohne umzusteigen. Mit einem schnellen RegioExpress. Um die Vororte von Berlin häufiger und schnell mit dem Zentrum Berlins zu verbinden, könnten direkte Verbindungen mit dem sogenannten Metropol-Express angeboten werden.

Die künftige Zweiteilung des Verkehrs habe mehrere Vorteile, so die Experten der Innoverse GmbH. Das 108-seitige Konzept haben Hans Leister, der frühere Beauftragte der DB-Konzernleitung und Regionalbereichsleiter für Berlin und Brandenburg, sowie Detlef Woiwode erstellt. Woiwode war früher für die Deutsche Bahn und Connex tätig.

Vermischung von RE- und Vorortverkehr als Problem

„Für die Pendler und Fahrgäste im Umland von Berlin ist es im morgendlichen Berufsverkehr nachteilig, dass die derzeitigen RE-Züge von weiter entfernten Regionen kommen“, heißt es in dem Gutachten. Wegen des langen Weges käme es häufiger zu Verspätungen. Oft müssen viele stehen, weil die Plätze bereits durch die schon vorher eingestiegenen Fahrgäste besetzt sind. Doch auch für die berlinfernen Städte habe die Vermischung von RE- und Vorortverkehr erhebliche Nachteile. Die Fahrtzeit der RE-Züge werde durch zusätzliche Halte im Umland von Berlin verlängert. „Der Unterschied zwischen 40 und 50 Minuten Fahrtzeit in die Me­tropole ist durchaus spürbar“, so Leister.

Der Metropol-Express solle zum Beispiel zu den Hauptverkehrszeiten im Viertelstundentakt von Nauen über Brieselang und Falkensee nach Berlin fahren, das Potsdamer Umland und Berlin ebenso schnell und häufig verbinden. Weitere MX-Linien wären alle heutigen RB-Linien nach Berlin, wobei die Takte deutlich verbessert würden. „Das Liniennetz ist inzwischen an seinem Ende angekommen“, urteilt Leister. Zumal ein weiterer Anstieg der Fahrgastzahlen zu erwarten sei. Schon heute pendeln täglich rund 200.000 Menschen aus Brandenburg nach Berlin, etwa 80.000 sind umgekehrt unterwegs, eine Steigerung von rund 27 Prozent seit 2006. „Dies stellt besondere Ansprüche an die Infrastruktur, insbesondere auch an das Schienennetz“, heißt es auch in der von der rot-roten Landesregierung im Fe­bruar vorlegten Mobilitätsstrategie Brandenburg 2030.

Für Leister handelt es sich bei dem von der Regierung vorgelegten Papier „um schöne Sätze, die sehr im Vagen bleiben“. Der Bahnexperte Detlef Woiwode unterstrich: „Mit unseren Vorschlägen würde sich die Anbindung für 1,6 Millionen Einwohner verbessern.“ Nach Einschätzung der CDU würde das Land für die Umsetzung des Konzeptes etwa 75 Millionen Euro im Jahr mehr für den regionalen Zugverkehr aufbringen müssen. Der CDU-Fraktionschef im Landtag, Ingo Senftleben, forderte die Landesregierung auf, das Geld aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes zu verwenden. „Brandenburg muss den Nahverkehr dann wie andere Länder aus eigener Tasche bezahlen.“ Zudem wären erhebliche Investitionen in die Infrastruktur notwendig. Die Entwicklungsstrategie zeige realistische und finanzierbare Alternativen zum heutigen Mobilitätsangebot auf, betonte der Berliner CDU-Vizefraktionschef Stefan Evers. Die Neuordnung des Regionalzugangebotes schließe die Verlängerung von S-Bahnverbindungen ins Umland nicht aus, so die Experten. Dringend notwendig sei sie nach Velten. Diese Region weise rund um Berlin das geringste Bevölkerungswachstum auf. „Weil die S-Bahn fehlt und es auch keine direkte Regionalverkehrsverbindung ins Berliner Zentrum gibt“, wie Leister betont.

Die Studie ist im Internet abrufbar.

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